Maya-Brokat: eine jahrhundertealte Slow-Fashion Kunst die NIRMI tragfähig macht
In diesem Beitrag wollen wir dir eine besondere Slow-Fashion Textilkunst näher bringen, die du dank der Impact Patches auf deiner NIRMI Babytrage tragen kannst: das Maya-Brokat. Bitte lehn dich zurück und nimm dir etwas Zeit für die Geschichte von Rosa.
Rosa lebt in Aldama, einem Maya-Dorf auf knapp 2000m Höhe im Süden Mexikos. Die nächste größere Stadt ist mehrere Autostunden auf kleinen kurvigen Landstraßen entfernt. Rosa webt auf einem traditionellen Webhüftgerät, welches von ihren Vorfahren seit vielen Jahrhunderten verwendet wird. Gewebt wurde ursprünglich für den Eigenbedarf. Etwa um die eigene Tracht herzustellen, die Rosa trägt. Seit ein paar Jahren und dank der Bemühungen der lokalen NGO Impacto, haben sich einige der Frauen von Aldama zu einer Weberinnengruppe namens “Luchetik” zusammengeschlossen. So können sie gemeinsam Auftragsarbeiten für Slow-Fashion Designer:innen übernehmen.
Das Webhüftgerät - jahrtausendealte Slow-Tech - nicht nur in Mexiko
Rosa webt mit einem traditionellen Webhüftgerät. Es besteht aus Stöcken, Seilen und einem Riemen. Ein Ende des Webgeräts wird an einer Stange oder einem Baum befestigt, und das andere Ende ist um die untere Taille gewickelt, sodass Rosa die Spannung am Webgerät mit ihrem eigenen Gewicht kontrollieren kann. Durch diese einfache Technik lässt sich das Webhüftgerät einfach mitnehmen und nahezu überall einsetzen. Die Breite des Geräts entspricht in etwa der Breite der Taille und gibt auch die maximale Breite der Webstücke vor (ca. 50-70cm). Die Länge der Webstücke hingegen ist kaum länger als 250cm, da schon bei dieser Länge ein großer Sitzabstand zum Befestigungspfosten benötigt wird. Ähnliche Webgeräte- davon zeugen archäologische Funde- waren in großen Teilen der Welt verbreitet und werden heute noch von indigenen Gruppen in mehreren Ländern der Welt verwendet. Die Spur führt von Indien, Südostasien (Myanmar, Vietnam, Philippinen), Ostasien (China, Japan) Nordamerika (Mexiko), Mittelamerika (Guatemala) bis nach Südamerika (Peru, Bolivien). So gesehen ist das Hüftwebgerät auch ein eindrucksvolles Zeugnis der Besiedlung Amerikas von Ostasien aus, die am Ende der letzten Eiszeit erfolgte.
Webhüftgerät in den Philippinen (Fotocredit: T'nalak waver www.wayph.com)
Das Wissen der Ahnen
Rosa kann Stoffe aus gesponnenen Baumwollfäden mit ihrer Hand entstehen lassen, gänzlich ohne Strom, nur durch das Wissen, welches von Generation zu Generation weitergegeben wird. Nach einer langwierigen Vorbereitung, bei der die Baumwollfäden händisch aufgespult und auf dem Webgerät montiert werden werden, kann das eigentliche Weben losgehen. Dabei wird um die längs aufgewickelten Kettfäden (hier Senf und Türkis) der Schussfaden einmal unter und einmal über die Kettfäden geschlängelt. Dieses hin und her nennt man Leinwandtechnik. Das Besondere an der Webtechnik-Technik der Tzotzil-Gemeinden im Hochland von Chiapas ist, dass gleichzeitig zum „herkömmlichen“ Weben in Leinwandbindung noch weitere Fäden eingewebt werden. Diese Textiltechnik, bei der Extra-Schussfäden eingearbeitet werden, nennt man “Brocado” bzw. auf Deutsch “Brokat”. Nach und nach entstehen mittels Brokattechnik kunstvolle Muster aus der Maya-Kultur, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Auch das maschinengewebte Jaquardmuster, welches du auf anderen Tragetuchstoffen findet, leitet sich übrigens von der Brokattechnik ab. Auch hier werden Extra-Schussfäden maschinell eingearbeitet die der Optik und nicht der Stabilität des Gewebes dienen.
Rosa arbeitet weiße und schwarze Fäden zu einem aus der Maya-Mythologie stammenden Rautenmuster “Rombo” ein, das typisch für die Arbeiten der Aldama Gemeinde ist. Die Raute ist ein zentrales Symbol aus der geschichtsträchtigen Maya Mytholgie und wird mit den 4 Himmelsrichtungen in Verbindung gebracht. (An den Rautenmuster erkennst du übrigens ganz schnell, welche unserer Impact Patches Maya-Brokat sind.) In ihrem Gedächtnis hat Rosa eine Vorstellung des Musters und sie kann das Muster durch das Abzählen der Kettfäden mit den Fingerkuppen und geschicktes Durchfädeln entstehen lassen, einfach während sie gemütlich den restlichen Stoff webt.
Massenproduktion - not here
Was das Weben am Webhüftgerät zur echten Slow-Fashion Kunst macht, ist die Tatsache, dass die Webgechwindigkeit und der Arbeitsaufwand immer konstant bleiben. Ob 50cm oder 250cm, durch das längere Aufspulen wird das Weben von längeren Stücken nicht viel schneller. Erst der Pedalwebstuhl und vor allem der 1805 erfundene maschinenbetriebene Jaquardwebstuhl ermöglichte, was uns heute über den Kopf wächst: die Massenproduktion. Sie macht die Produktion von vielen Metern Stoff viel günstiger als die Herstellung von nur wenigen Metern.
Die Brokatkunst erfordert viel Geschick und Konzentration. Daher wird maximal für 3-4 Stunden am Tag gewebt. Für ein Webstück von ca. 1m Länge braucht Rosa insgesamt ca. 40-50 Stunden, über mehrere Wochen verteilt. Denn ihre Slow-Fashion Textilkunst ist nur ein Teil ihres Alltags.
Weben als ein kleiner Teil eines Slow-Lifes
Weben ist nur ein Teil des Lebens von Rosa. Rosa praktiziert Subsistenzwirtschaft, auch Bedarfswirtschaft genannt. Das heißt, sie versorgt ihre Familie durch die Früchte, die in ihrem Garten wachsen und dem Mais, den sie selbst auf ihrem Feld erntet und zu Tortillas verarbeitet.
Dazwischen leistet sie wie viele andere Frauen Care-Arbeit. Sie kümmert sich um ihre Babys und Kleinkinder, sowie um ältere Mitglieder der Community. Die Babys sind bei diesen Arbeiten stets im selbstgewebten Rebozo-Tragetuch dabei.
Hier ein Foto von einer Weberin aus einer anderen Maya-Gemeinde, San Juan Cancuc.
Übrigens: wusstet ihr, dass die ersten Tragetücher die in den 1970ern in Deutschland gewebt wurden, von ebendiesen selbstgewebten Rebozos aus Mexiko inspiriert wurden? das ist jedoch eine andere Geschichte…
Durch den Verkauf ihrer Webstücke an Slow-Fashion Labels wie NIRMI, die ihre Kunst zu fairen, von Rosa selbst festgelegten Preisen kaufen, verdient sie ihr eigenes Geld. Damit ist sie nicht von ihrem Mann finanziell abhängig, um etwa Medikamente oder Schulsachen für ihre Familie zu kaufen, oder Geld für Notlagen zu sparen.
Du möchtest, dass deine Kinder in einer Welt leben, in der es mehr Slow-Fashion und weniger aber fairen und achtsamen Konsum gibt? Unterstütze Rosa und nimm ihre Geschichte als Inspiration!
Was können wir von indigenen Gruppen lernen, die ein Leben im Einklang mit ihrer Umwelt führen, deren Lebensraum und Wissen wir durch unseren Konsum bedrohen?
Be part of the slow-textile movement!